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Abschlussbericht ROMADAY 2019: »Roma für Europa und Europa für Roma!«

17.04.2019

Vom 4. bis zum 8. April 2019 beging das Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas zum vierten Mal den Internationalen Roma-Tag. Mit dem ROMADAY wird alljährlich an den ersten Welt-Roma-Kongress am 8. April 1971 erinnert und damit der Anfang der weltweiten Emanzipationsbewegung der Roma und Sinti gewürdigt.

Im Mittelpunkt des ROMADAY 2019 standen die Perspektiven von Sinti und Roma auf Europa. Den Auftakt bildete das Zeitzeugengespräch mit der 94-jährigen Zilli Reichmann in der Tschechischen Botschaft Berlin am 4. April. Mehr als 220 Gäste, darunter viele Jugendliche, hörten der Erzählung aus ihrem bewegten Leben zu: Ihr Vater war mit seinem Wanderkino derjenige, der Kultur in deutsche Dörfer brachte. »Wir hatten eine schöne Zeit, wir waren sehr glücklich zusammen und hatten eine heile Familie«, beschrieb sie ihre Kindheit. Ihr Vater habe lange geglaubt, dass nur Verbrecher weggebracht würden. »Bis er in Auschwitz landete«, ergänzte Zilli Reichmann. Dort wurden nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre vierjährige Tochter Gretel, die Schwester mit ihren sieben Kindern und zahlreiche weitere Verwandte vergast. Zum ersten Mal berichtete sie vor einem großen Publikum. »Damit es nicht in Vergessenheit gerät«, erklärte sie.

Das Programm ging am 7. April mit der ROMADAY-Parade weiter. Vom Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas ging es mit etwa 200 Beteiligten zum Maxim Gorki Theater. Die Eröffnungsrede hielt Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments.

Die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau erinnerte in ihrer Rede daran, dass die Bildung der Europäischen Union eine Antwort »auf eine tödliche Zeit nationaler Borniertheit und rechter Dominanz« war. »Deshalb unterstütze ich die Losung des ROMADAY 2019: Roma für Europa! Und ich wünsche mir zugleich ein Europa für Roma«, sagte sie.

Henny Engels, Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbands, mahnte: »Wir alle haben erfahren, dass die Menschenwürde so genannter Minderheiten nur dann eine Chance hat, gewahrt zu bleiben, wenn wir füreinander einstehen.«

Auch Karen Taylor, Vorstandsmitglied des Europäischen Netzwerkes gegen Rassismus und politische Referentin für Menschenrechte am Bundestag, äußerte sich solidarisch mit allen, die durch Rassismus betroffen werden: »Eine Verletzung, die auf Rassismus beruht, verletzt nicht nur die betroffene Person, sondern uns alle. Sie verletzt unsere demokratische Grundordnung, und sie verletzt all das, wofür wir in Europa stehen. Denn schließlich heißt es doch: In Vielfalt geeint. Das ist Europa. Und Vielfalt – das sind wir!«

Anschließend präsentierten ukrainische und deutsche Jugendliche des Forum-Theater-Workshops »Know. Act. Change.« ihre Abschlussperformance im Maxim Gorki Theater.

Am Abend las der Autor und britische Rom Damian James Le Bas aus seinem Buch »The Stopping Places. A Journey through Gypsy Britain« im Maxim Gorki Theater | Studio Я, musikalisch begleitet von der Sängerin und britischen Romni Riah May Knight. Mit seinem Buch gelingt es ihm, die Jahrhunderte alte Geschichte britischer Roma zum ersten Mal auf der Landkarte des Vereinten Königreichs sichtbar zu machen. Im Gespräch mit Prof. Dr. Iman Attia machte der Autor darauf aufmerksam, dass bereits seit dem Tag des Brexit-Referendums der Antiziganismus und generell die Feindlichkeit gegenüber allen als »fremd« wahrgenommenen Menschen zunehmen – und dass die Rahmenbedingungen der EU bisher in Großbritannien ein wichtiges Korrektiv gegen Rassismus bedeuteten.

Am 8. April endete die Veranstaltungsreihe mit dem Theaterstück »Roma Armee« von Yael Ronen und Ensemble sowie einem Konzert mit Amos Band und DJ Maky »von Roma für alle«.

 

Ein Projekt des Bündnisses für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, mit dem RomaTrial e. V. und dem Maxim Gorki Theater/Studio Я. Gefördert durch die Amadeu Antonio Stiftung, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Stiftung :do.

Das Projekt »KNOW. ACT. CHANGE.« wird von RomaTrial e. V. in Zusammenarbeit mit der Youth agency for the advocacy of Roma culture »ARCA«, dem Kuringa Theater und Gorki X organisiert. Gefördert im Programm »MEET UP! DeutschUkrainische Jugendbegegnungen« der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« (EVZ).

Foto: RomaTrial / Nihad Nino Pušija

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Sarah Rosenau
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